Konzentrierte Zusammenfassung
von Dagmar Voss
Vor 70 Jahren wurde die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet. In Syke ist nun eine Ausstellung zur Geschichte des Dokuments zu sehen, die zeigt, was Menschen auf der Flucht erfahren haben.
Noch einmal genau hinschauen: Rahmi Tuncer von Pro Asyl lässt den Blick über die zahlreichen Informationen schweifen. (Vasil Dinev)
Landkreis Diepholz/Syke. Ein würdiges Alter hat sie nun schon, die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK). Darin verpflichteten sich im Jahre 1950 die europäischen Staaten, die Menschenrechte und Grundfreiheiten im eigenen Hoheitsgebiet und untereinander anzuerkennen. Sie regelt unter anderem die Arbeit des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und der EMRK. Um an diese 70 Jahre zu erinnern, haben junge Ehrenamtliche des Vereins Anatolisches Bildungs- und Beratungszentrum Bremen unter Mitwirkung ihrer Eltern eine Fotodokumentationsausstellung hergestellt und dem Verein Mosaik im Landkreis Diepholz kostenlos zur Verfügung gestellt.
Rahmi Tuncer, der hauptamtliche Integrations- und Flüchtlingsberater von Pro Asyl im Landkreis, freut sich über diese konzentrierte Zusammenfassung, denn er habe in seinen Beratungen oft feststellen müssen, dass kaum Kenntnisse darüber existieren. Er hat also zur Ausstellung naturgemäß eine breite Informationspalette, die er gern den Besuchern zukommen lässt: „Es geht neben einigem anderen um das Recht auf Leben, Verbot der Folter, Recht auf Freiheit und Sicherheit, Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, Recht auf Eheschließung sowie das Recht auf wirksame Beschwerde.“ Außerdem stelle er sich die Frage, welche Bedeutung dieses Übereinkommen auf das Leben von Migranten und Flüchtlingen in Deutschland habe.
Auf fünf Stelltafeln ist eine Vielzahl von Informationen über diese lange Geschichte zusammengetragen. Da sind viele Poster und Flyer im Laufe der Jahre entstanden, auf denen erschütternde Bilder von Flüchtlingen zu sehen sind. Dazu eine Menge an Informationen, wie und was sie auf den langen Fluchtwegen erlebt haben. Rahmi Tuncer: „Neben Informationen über die wichtigsten Artikel der EMRK geht es in der Ausstellung außerdem um das neue Asylsystem, was die EU mit größter Wahrscheinlichkeit Ende Dezember dieses Jahres oder zu Beginn des nächsten Jahres beschließen wird, wodurch in verstärktem Maße die weitere Entrechtung von Migranten und Flüchtlinge vorgesehen ist.“ Denn immerhin seien mittlerweile 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, von denen rund 80 Prozent in den ihrer Heimat nahe gelegenen Ländern bleiben. „Nur maximal fünf Prozent von ihnen kommen nach Europa“, sagt Tuncer.
Viel zu erzählen hat auch Murat Kadifeci, der vor drei Jahren wegen politischer Verfolgung als Mitglied in der Gülen- oder Hizmet-Bewegung aus der Türkei geflohen ist. Seine Familie konnte der Geografielehrer ein Jahr später nachholen. Er kann viel darüber berichten, wie er und seine Mitstreiter von einer geheimen Polizei, „Schergen von Erdogan“, gekidnappt wurden.
All dies haben die Bremer Ehrenamtlichen in der Ausstellung mit erläuternden Texten hinsichtlich des Zusammenlebens in Deutschland zusammengestellt und präsentieren diese der Öffentlichkeit. Zu sehen im Haus der Hilfe, Bremer Weg 2, noch an diesem Donnerstag, 17. Dezember, von 13 bis 16 Uhr und am Freitag, 18. Dezember, von 10 bis 12 Uhr. Der Berater bittet: „Man sollte beachten, dass aufgrund der aktuellen Hygiene-Bestimmungen in Zusammenhang mit Corona der Zugang zur Ausstellung in unserem Verein leider jeweils nur für acht Personen und deshalb auch nur nach telefonischer Anmeldung und nach Terminvergabe möglich ist.“ Der Verein bittet um rechtzeitige Anmeldungen unter der Rufnummer 0 15 20 / 2 95 53 20 oder per E-Mail an an rahmi-tuncer@welthaus-barnstorf.de.“
Gern können sich Schulen im Zuge von Projektwochen diese Ausstellung ausleihen. Hiesige Flüchtlinge seien bereit, dazu zu berichten, heißt es weiter. Anfragen sollten an oben genannte Kontaktmöglichkeiten gerichtet werden.